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Ein letzter Weser Vale-Sommer in Deutschland

Es war zum Glück noch nicht der Abschiedsritt von Busso Freise – noch lange nicht. Aber wenn er es gewesen wäre, dann hätte es kaum ein stimmungsvolleres Ambiente geben können als den eindrucksvollen Park von Gut Eckendorf. Um den weitläufigen Besitz der Familie von Dallwitz in Leopoldshöhe-Schuckenbaum führten jetzt die „Wege durch das Land“ auf denen die Weser Vale Meute bei ihren Ausritten in den Sommermonaten gerne wandelt: die Bluthunde vorneweg, gesellige und kulturell interessierte Reiter im angeregten Gespräch hinterdrein.

Sieben Hounds hatte Joint Master Fiona von Elverfeldt aus Niesen mitgebracht und sechzehn Pferde, darunter die Freiberger Stute der Hausherrin Vicky,  wurden auf dem großen Wirtschaftshof des Gutes  gesattelt. Wolf-Friedrich von Dallwitz „legte die Schleppe“ und fuhr mit einem geländegängigen John Deere Pickup vorweg, vorbei an wogenden, schon leuchtend gelben Gerstenfeldern, auf Höhenwegen mit weiter Rundum-Sicht und durch kühlen Wald.

Die Nähe der Stadt war hier kaum zu spüren, erst recht nicht auf dem Rückweg, durch den Friedwald des Gutes, wo sogar ein Gräberfeld „Mensch und Tier“ eingerichtet ist. Zum krönenden Abschluss ging es durch den privaten Gutspark, 3,5 Hektar groß, vor mehr als 200 Jahren von einem Vorfahren der Familie nach englischem Vorbild angelegt und mit seltenen Bäumen bestückt.

Das Prunkexemplar ist eine auf 750 Jahre geschätzte Stieleiche mit nicht weniger als 13 Meter Umfang. Sie ist der größte, aber bei weitem nicht der einzige Solitär um einen angestauten Teich vor dem Herrenhaus. Sicher 15 Meter hoch geklettert ist hier eine Himalayan Musk Rose, gerade passend in ihrer vollsten schneeweiß weithin leuchtenden Juni-Blüte. Die Pferde und Hunde auf dem gepflegten Rasen am Wasser, vor solch einem Blickfang - „Für so ein Motiv könnte man doch morden“, fand Corinna Langkammer, die die Weser Vale als Fotografin begleitete.


Mit einer Flasche Pimm’s bedankte sich Busso Freise im Namen der Meute bei den Gastgebern vor dem abschließenden Weser Vale-typischen Hunting Picknick im Park.

Die Wahl des Präsents darf man auch als Indiz sehen, wo die Reise des Joint Masters mit seiner Frau demnächst hinführt. Die Freises werden nach England umziehen, wo ihre Tochter Sascha-Caroline mit einem englischen Offizier verheiratet ist und die Enkelin erste Turniererfahrungen in der Vielseitigkeit sammelt. „Wenn in der Familie so etwas heran wächst, dann hält es einen kurz vor dem 80zigsten nicht im Fernsehsessel zu Hause. Schöner ist es doch, eine neue Herausforderung anzunehmen,“ findet der Joint Master, der im August im Rahmen der WV-Mitgliederversammlung verabschiedet wird – nach 30 Jahren im Amt.
Die ersten Hürden im bürokratischen Spießrutenlauf der Nach-Brexit-Ära sind bereits erledigt: Pre-Settlement-Status nach Anmietung einer Wohnung, Konto-Eröffnung, Krankenversicherung, Steuernummer. Corona und damit verbundene Quarantäne-Auflagen machen die Sache nicht einfacher. Bald beginnt der Umbau eines Cottage und der Stallungen für zwei Pferde und drei Hunde. Der braune Ire True Lad (Freise: „19 Jahre jetzt, und nach 300 Jagden würde ich ihn doch niemals einem anderen Reiter überlassen!“) und die (englische) Connemara-Cob-Schimmelstute von Angela gehen mit, begleitet von den drei Bloodhounds des V-Wurfes, jetzt acht Jahre alt, die nicht mehr nach Niesen oder genauer, in den neuen Kennel in Hegge zu Familie von Elverfeldt umgezogen sind. Der zauberhafte „Rosenkotten“ der Freises, in Alleinlage am Wald von Dalborn bei Detmold, wartet jetzt auf neue Besitzer. Der blumenberankte alte Fachwerkhof mit Pferdestallungen, Weide, Reitplatz und Hundezwinger war über 30 Jahre der Mittelpunkt des Weser Vale-Freundeslreises, in geselligen und in sportlichen ebenso wie in beschaulichen Stunden. Die Freises haben dieses Domizil erworben als feststand, dass sie ihr Leben mit einer Meute aus Bluthunden verbringen würden. Jetzt kommt etwas Neues – Tochter Sascha ist engagierte Pony Club Mom, und da wird sich sicher auch etliches an Aufgaben für die Eltern bzw. Großeltern finden. „Und dann sehen wir uns sicher bei den nächsten Badminton Horse Trials“, heißt es jetzt schon. Die neue Adresse liegt in direkter Nachbarschaft des Vielseitgkeits-Mekka und der Beaufort Meute.


 

 
Text: Petra Schlemm, Fotos: Corinna Langkammer und PS